Potsdam, 09.02.2023.
Die klimatischen Bedingungen haben sich in den letzten Jahren dramatisch ver- schärft. Der Wald ist einerseits der Hauptleidtragende, andererseits aber auch Teil der Lösung. Mit dem von den Regierungsparteien initiierten Antrag „Für den Wald der Zukunft: „Aktionsplan Waldum- bau“ zum Erhalt und zur Entwicklung der Waldbestände wurden im Rahmen der gestrigen Sitzung (08.02) des Ausschusses für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz, entscheidende Punkte ange- sprochen, ohne diese jedoch in ihrer Konsequenz ganzheitlich anzugehen.
„Wir brauchen mehr Versuchsflächen im Privatwald, wie es Bundesminister Cem Özdemir vor Kurzem schon gesagt hat: Das Prinzip „Versuch und Irrtum“ kann ein wesentliches Element der Risikovorsorge sein. Daran sollte sich auch die Landesregierung orientieren“, so Thomas Weber, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes Brandenburg. „Die Waldbilder in Brandenburg zeigen uns vielerorts, was von jahrzehntelanger staatlicher Bewirtschaftung übriggeblieben ist. Risikowälder, die der Zukunft nicht standhalten“, kritisiert Rudolf Hammerschmidt, Vorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst Brandenburg. Die über 100.000 Waldbesitzer in Brandenburg brauchen mehr Spielraum, auch für Baumarten aus anderen Klimazonen. Denn wenn wir Eigentümervielfalt und damit Risikostreuung in den Wald transportieren wollen, braucht es mehr Entscheidungsfreiheit.
Schon heute sind die klimatischen Bedingungen in der Vegetationsperiode in Brandenburg mit denen der Sahelzone vergleichbar und es findet ein kontinuierlicher Standortdrift statt. Der Waldumbau und die notwendige Klimaanpassung der heimischen Wälder müssen daher dringend beschleunigt werden. Dies kann nur gemeinsam mit den privaten Waldbesitzern gelingen, denn der Privatwald macht rund 60 % des Waldes im Land Brandenburg aus. Die Anpassung der Wildbestände ist dabei ebenso rele- vant, wie verlässliche politische und administrative Rahmenbedingungen. Der Wald braucht aktuell weniger Emotionen als vielmehr echtes Handeln. Neben Wasser und Waldschutz vor allem ein Höchst- maß an Vielfalt bei der Wahl zukunftsträchtiger Baumarten. Es geht darum etwaige Chancenpotenziale zu nutzen, die die Ökosystemleistungen des Waldes langfristig und dauerhaft sichern. Es müssen jetzt die richtigen Weichen gestellt werden, damit die Waldzukunft bunt wird.
„Es gibt Lösungen für die derzeitige Krise, und es wird Zeit, die grassierenden Lethargie zu überwinden. Wir müssen endlich mehr unternehmen, um die Waldbesitzer zu erreichen; wir brauchen ein ganzheit- liches Handeln“, erklärt Weber und regt an: „Wenn wir Veränderung wollen, brauchen wir unbürokra- tische und zielgerichtet Beratungsangebote, um die Mehrheit der Waldbesitzenden im Land zu errei- chen.“
„Aktionspläne und Waldvisionen sind schön und gut. Mit der Praxis, wie wir sie leben, haben sie oft nichts zu tun. Grundbesitzer sind diejenigen, die den Waldumbau durchführen müssen. Für unser Han- deln brauchen wir das Vertrauen aus Politik und Gesellschaft, dafür werben wir“, so Hammerschmidt.