Hier geht es zum Artikel von Marco Marshall, MOZ vom 06.07.2020

Das sich jemand über den Wald von morgen Gedanken macht, ist sehr zu begrüßen. Wenn er diese Gedanken dann mit Polemik und Halbwahrheiten würzt, ergibt dies vielleicht launige Statements, die Probleme werden dadurch aber nicht gelöst. Der Befragte bezichtigt die Forstwirtschaft mit einem verbalen Rundumschlag des Aktionismus und der Symbolhandlung. Da darf man schon die Frage stellen, aus welcher Ecke und mit welcher Motivation diese Anfeindungen stammen, und ob sie sich, außer durch Mutmaßungen, auch belegen lassen. Der Autor dieser markigen Worte bezeichnet sich selbst immer gerne als Waldökologe. Als Waldbewirtschafter oder Kenner der Branche ist er in der Fachwelt bisher aber noch nicht aufgefallen.

Die sehr vielfältige Ausgestaltung der Forstwirtschaft in Europa ist schon für Fachleute kaum in ihrer Gesamtheit zu erfassen, geschweige denn über einen Kamm zu scheren. Da wirkt Generalkritik an der europäischer Waldbewirtschaftung eher hilflos als helfend.

Den Grundkonflikt im Wald, einerseits den Rohstoff- und Ressourcenbedarf der Bevölkerung durch die Jahrhunderte hindurch zu befriedigen, und andererseits diese Bedürfnisse sowohl ökonomisch, wie auch ökologisch optimiert durch geeignete Maßnahmen und Methoden sicherzustellen, bringen flotte Sprüche und Katastrophenprophezeiungen auch nicht wirklich weiter.

Die energetische Nutzung von Holz habe die Beanspruchung von Wäldern hochgetrieben, so behauptet der Befragte, ohne dies aber konkret in Zeit und Raum zu verorten. Forstwirtschaft im 21.sten Jahrhundert in Mitteleuropa kann er nicht gemeint haben, denn da ließe sich die These nicht ohne weiteres belegen. Auch bei der Holzverbrennung werde CO2 freigesetzt und der Wald wachse sehr zeitverzögert nach. Zugegeben, das mit der Verbrennung stimmt, aber der Hinweis auf das sehr zeitverzögerte Nachwachsen des Waldes impliziert doch, da würde eine Abnutzung des Waldes stattfinden, oder nicht? Faktum ist aber, dass nachgewiesener Maßen in Deutschland Wald als Bestandteil der Landschaft seit mehreren hundert Jahren weder so üppig vorhanden war, noch dass es einen derart hohen Holzvorrat in den Wäldern gegeben hätte, ganz zu schweigen von dem zunehmenden Alter der Wälder. Dass die Umtriebszeiten und damit das Alter unserer nachhaltig bewirtschafteten Wälder weltweit, und zwar mit weitem Abstand zur leider üblichen Plantagenwirtschaft anderenorts, die Spitzenposition einnimmt, ist dem weitgereisten Waldökologen entgangen; verwunderlich, müsste er doch nur aus seinem Bürofenster in den Eberswalder Stadtwald blicken. Selbst die katastrophalen Wirkungen des Klimawandels, die wir seit zwei Jahren drastisch zu sehen bekommen, ändert an dieser Tatsache nichts. Die Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft in unseren Wäldern ist keine Fußnote aus Werbeprospekten von Forstverbänden, sondern eine schlichte, wissenschaftlich unstrittige und für alle Menschen segensreiche Tatsache. Das ändert auch eine wohlfeil vorgetragene Gegenvermutung nicht.

Forstwege, die Wälder zerschneiden, Douglasien mit ersten besorgniserregenden Schäden, verschwendete Steuergelder für Aufforstungen oder Wälder sich stärker selbst überlassen sind Schlagworte die der Vielfalt im Wald nicht gerecht werden und die ein Professor besser wissen sollte.

Ordnungsgemäße, multifunktionale und nachhaltige Forstwirtschaft ist ein hoch dynamischer Prozess, in dem viele Mitwirkende all ihren Schweiß und ihr Herzblut engagieren, weit jenseits der persönlichen Vorteilsnahme. Allen diesen Menschen per se Eigennutz und Unwissenheit zu unterstellen, ist nicht nur beleidigend, sondern fällt auf die Autoren zurück.